Kritiken

DIORAMA - The art of creating confusing spirits (CD/Accession Rec.)

"Wow!" dachte ich mir, "Das ist mal ein vielschichtiges Album", als ich "The art of creating confusing spirits" erstmals zu hören bekam. Dieser erste Eindruck verstärkte sich danach nur noch und führte/führt spontan zu dauernden Einsätzen im Club, egal, auf welcher Party, da selbst für die härteren EBM-Fans mit "Klarheit" ein Kracher dabei ist, den man locker zu Gehör bringen kann, wenn auch selbst bei mir da ein "Sach mal, was ist das für eine Band?" aufkommt, so außergewöhnlich ist dieser Track für den bisherigen Werdegang von DIORAMA.
Mit diesem Release wurde ich erstmals komplett überzeugt, ja, sogar begeistert, hatte ich solch eine Substanz bislang nicht wirklich hinter diesem Projekt vermutet, welches auf mich immer wie eine schlechtere Variante von DIARY OF DREAMS, den Labelkollegen, wirkte. Zudem hatte ich zumeist das Problem, daß der Gesang von Torben Wendt zu wenig variierte, ständig ein wenig klagend wirkte, was mir dann doch auf Dauer zu sehr die Laune herunter zu ziehen drohte. Klar ist diese Melancholie noch nicht völlig verschwunden, aber sie wirkt positiver, zum Teil sogar persifliert, hervorstechend bei meinem Favoriten neben o.g. "Klarheit", "Forgotten", alleine für die gesprochene Anfangs- bzw. Endssequenz liebe ich diesen Song *g*. "Ich habe in der letzter Zeit ein Mehr von Wein verschlungen - Schnaps - Bier - nüchtern!" - klingt einfach geil! Na dann PROST!
Das Album bietet sowohl beatlastige Tanznummern wie auch ruhige, besinnliche Stücke, eine perfekte Kombination aus diversen Stilen, sei es Wave, Synthi-Pop oder gar EBM. Immerhin schlittert man in meinen Augen am oft zitierten Schwachsinns-Stil "Future Pop" oder gar "Weiberelektro"vorbei [wer diese Begriffe geprägt hat bzw. benutzt, ist für mich eh nicht für voll zu nehmen; muß eine neue Nomenklatur zwangsläufig "cool" sein oder noch besser: Muß sie ÜBERHAUPT sein? Vor allem für Musik, die zuvor schon hinreichend beschrieben werden konnte?] , was zusätzliche Pluspunkte gibt.
Ein weiterer Anspieltip ist sicher "All that matters", einem eingängiger Dancefloortrack, der sicher noch von dem ein oder anderen Weiblein [oder gar Männlein?] behoppst wird.
Für mich eines der besten Alben dieses Jahres.

H-Punkte: 5,5 [Notenskala 1-6]

DJHorn

Den Vergleich zu DIARY OF DREAMS konnte man mit dem neuen Album "The art of creating confusing spirits" weitestgehend beseitigen. Die Wurzeln der Vorbilder lässt man aber immer noch durchblicken. Nach wie vor ist die Musik von DIORAMA sehr melancholisch und melodisch. Gekonnt verbinden sie Elemente des Synthie - Futurepop mit Electro und Wave. Das Album ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Die verspielten Songs laden zum Tanzen ein. "Last minute", "Howland road", "All that matters" oder "Klarheit" sind ganz klare Tanzflächenfüller. Ruhigere Stücke wie beispielsweise "Kiss of knowledge" dagegen sind eher für ruhigere Minuten zuhause. Ich bin mir sicher, daß man von DIORAMA noch einiges zu hören bekommen wird.

H-Punkte: 4,5 [Notenskala 1-6]

Marco

 



RAMMSTEIN - Feuer frei! (MCD/Motor)

Markanter Gesang, kreischende Gitarrenriffs und dazwischen ein bisschen Sirenengeheul - typisch RAMMSTEIN. Mit der neuen Single "Feuer frei!" lässt man nicht vom alten Erfolgsrezept los: Der Text wie immer aggressiv, was durch Till Lindemanns einzigartigen Gesangsstil in gewohnter Weise unterstützt wird, der instrumentale Background charakteristisch laut und wie eine Attacke auf die Ohren. Normalerweise Musik, die mich anspricht. Aber diesmal haben die Jungs von RAMMSTEIN meiner Meinung nach irgendwas vergessen oder falsch gemacht. Ich finde das Stück nicht so toll, eigentlich sogar schon langweilig und wie kalter Kaffee. Übereinstimmend zeigt sich auch die aktuelle Positionierung in den Media Control-Charts: Da ist "Feuer frei!" nämlich von Platz 39 auf Platz 47 gefallen. Irgendwie also nicht so der Knaller, da haben manch andere Songs vom Album "Mutter" noch was mehr zu bieten (wie beispielsweise "Mein Herz brennt" - für mich das Highlight der LP!).
Darum mein Tip an die deutschen Krachmacher schlechthin: Demnächst bitte wieder etwas mehr Ideenreichtum! Danke!

H-Punkte: 2,0 [Notenskala 1-6]

Supernova

Weitere Bewertungen:

H-Punkte: 4,0 [Notenskala 1-6] [DJHorn]

 



ASSEMBLAGE 23 - Defiance (CD/Accession Rec.)

Mit "Defiance", ist Tom Sheer, seines Zeichens Mastermind von ASSEMBLAGE 23, wieder einmal ein Meisterwerk gelungen. Gnadenlos reiht er einen Ohrwurm an den nächsten. Die Stücke "Opened" oder "Blindhammer", die Single "Document", oder "Fallen Down" wird man mit Sicherheit in den Tanztempeln der Szene zu hören bekommen. Aber nicht nur dort kann man sich die Stücke hervorragend anhören, ist die Stimme von Tom Sheer doch stets melancholisch und mit viel Gefühl betont. Balladen wie "Cocoon" oder das schleppende "Horizon" laden zum Träumen ein und sind ohne Zweifel für mich die Hammer Stücke dieser CD. Mit diesem vierten Release dürften ASSEMBLAGE 23 bewiesen haben, dass sie zu den ganz Großen der Electro Szene gehören. "Defiance" kann ich jedem, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, empfehlen.
Wer A23 einmal Live erleben möchte, dem sei der Gig in der KuFa Krefeld am 07. Januar'03 ans Herz gelegt. Dort spielen sie zusammen mit ICON OF COIL und SPEKTRALIZED.

H-Punkte: 5,5 [Notenskala 1-6]

Marco

H-Punkte: 5,0 [Notenskala 1-6] [DJHorn]

 



MANKIND LIBERATION FRONT - Warm, strong, numb (MCD/ Reality Entertainment)

MANKIND LIBERATION FRONTdürfte man im Indie Pop Bereich ansiedeln dürfen. Eine nette Melodie, gepaart mit dezent eingesetzten Gitarren und jeder Menge elektronischen Spielereien sind das Rezept von "Warm, strong, numb". Das Stück kommt ganz locker und lässig rüber und der Refrain bleibt auch sofort im Gehörgang stecken. Die MCD ist insofern ein wenig eintönig, da das Stück in sieben Variationen, sprich Remixen dargeboten wird. Aber das ist ja mittlerweile so in Mode gekommen. Eine "B-Seite" hätte hier sicherlich gut getan.

H-Punkte: 4,0 [Notenskala 1-6]

Marco

 



OBJECT - The reflecting skin (CD/Nova)

OBJECT sind mit dem zweiten Album ihrer Linie treu geblieben. Brachiale Sounds treffen auf verspielte eingängige Melodien. Nach wie vor merkt man, bei welchen Bands ihre Wurzeln liegen. Dazu dürften zweifelsohne Bands wie SKINNY PUPPY, FRONTLINE ASSEMBLY oder MENTALLO & THE FIXER gehören. Mit "The reflecting skin" ist man jedoch tanzbarer geworden wie die Tracks "That terrific truth", "Maggot section", "Rapid decline" oder "Synergy novel 2002" beweisen. OBJECT sampeln ebenfalls was das Zeug hält. Verwendet wird so ziemlich alles, was die Medienwelt so hergibt. Man hört unter anderem Fetzen aus "Ghost in the shell" und wenn ich mich nicht verhört habe, hat man sogar Samples aus der "Substance" Zeit von NEW ORDER verbraten. Natürlich dürfen auch Samples aus Sci-Fi oder Horrorfilmen bei dieser Art von Musik nicht fehlen. Beim Genuss dieser CD fehlt ein wenig die Abwechslung. Aber das macht die Verspieltheit der Stücke wieder wett. Wer so gar nicht auf Futurepop oder Synthi Pop abfährt, für den sind OBJECT genau das Richtige. Damit haben die OBJEKTE überhaupt nichts am Hut.

H-Punkte: 5,0 [Notenskala 1-6]

Marco

H-Punkte: 4,0 [Notenskala 1-6] [DJHorn]

 



2RAUMWOHNUNG - Ich weiß warum (MCD/Goldrush/BMG) - Info: www.2raumwohnung.de

Nach einer zuletzt enttäuschenden Single "Ich & Elaine" kommt, wenn man der Website [s.o.] glauben mag, am 25.12.2002 [welcher Laden wird sie genau an diesem Tage verkaufen? Oh, die BMG sacht 02.12.2002...nungut...egal...] die weit aus ansprechendere Veröffentlichung "Ich weiß warum" auf den Markt. Vom Stil her diesmal wieder verträumter und fesselnder, aber auch vom Text her erneut nicht wirklich greifbar, was in gewisser Weise den Reiz erhöht, weil man ihn für sich auslegen kann um sich darin wiederzufinden.
"Ich weiß warum" ist sehr minimalistischer Gute-Laune-Pop mit dem üblich trancigen Background, weiß DIREKT zu gefallen [oder auch direkt und für immer nicht...hehe...], ein Lied, welches man unmittelbar auf Repeat-Modus bis zum Abwinken hören mag. Leicht verdaulich-locker-flockig nett.
Der "t.raumschmiere remix" vergrößert mit seinem pumpenden völlig neuen Baßlauf die zuvor kleine Aufdringlichkeit, läßt außerdem den Gesang von Inga Humpe weit weniger im Vordergrund verweilen; man mag dieses Arrangement ein wenig penetrierend finden, vor allem bei mehrmaligen Hören. Ähnlich verhält es sich beim "stepping club 172 bus remix", auch wenn das Beigefügte weniger pervers daherkommt, aber auch der "Radio Version" in Punkto Charme nicht das Wasser reichen kann.
Insgesamt könnte man schnell auf die Idee kommen, daß z.T. von sehr einfachen Effekten Gebrauch gemacht wurde. Ganz zu Anfang der Flanger-Effekt führt mich im Club zur intuitive Überprüfung des Mischpultes, ob ich genau diese Manipulation manuell beigemischt habe...ein lustiges Aha-Erlebnis...aber gerade auch diese Minimalistik ist andererseits das, was 2RAUMWOHNUNG schon immer auszeichnet.
Als Bonus erhält dieses MCD noch das Video zu "Ich weiß warum", einem Kurzfilm von Birgit Müller, durchaus ansehnlich rundet dieses Werk passend ab.

H-Punkte: 5 [Notenskala 1-6]

DJHorn

 



V.A. - SERIAL KILLER ELECTRONICS (CD/Tatra)

Mit SERIAL KILLER ELECTRONICS bringt das schwedische Label Tatra einen Sampler auf den Markt, der es in sich hat. Vertreten sind u.a. GOTHMINISTER, ECHO IMAGE, ICON OF COIL und APOPTYGMA BERZERK. Jedoch sind es die eher unbekannteren Acts, die hier überzeugen. Dazu zählen SPEKRALIZED mit "Stop and rewind" und X MACHINA mit "Endgame". Es dürfte eigentlich für jeden etwas dabei sein, da sich hier harte Nummern wie das prollige "Hatred" von GOTHMINISTER (...warum die so heißen, weiß ich nicht. Mit Gothic haben die nichts zu tun. Eher mit RAMMSTEIN) und popige Nummern wie "Endless day" von ECHO IMAGE (...die als Vorguppe von APB einen positiven Eindruck hinterlassen haben) die Türklinke in die Hand geben. Andere Stücke wie z.B. das von SUPER JUPITER haben eher einen 80s Style. Teilweise sind auch Remixe vertreten, die nur auf dieser Compilation enthalten sind. Dazu zählen z.B. OFF.TRIBE mit "Solid ground". Wie gesagt, auf dieser CD ist für jeden was dabei. Außerdem lohnt sich ein Blick ins Booklet. Es sind einige schöne Fotografien zu bewundern.

H-Punkte: 4,0 [Notenskala 1-6]

Marco

H-Punkte: 4,0 [Notenskala 1-6] [DJHorn]

 

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